Amazon Fire-TV Omni QL65F601D im Test
In der Vergangenheit schickte Amazon das Smart-TV-Betriebssystem Fire-TV über diverse Hersteller ins Rennen. Nun folgen selbst aufgelegte Serien, darunter die Omni-Reihe, die unter anderem durch QLED-Technik und Local Dimming beste HDR-Brillanz verspricht.

- Amazon Fire-TV Omni QL65F601D im Test
- Amazon Fire-TV Omni QL65F601D: Daten, Messwerte, Testergebnisse & Cloud-Gaming "Luna"
- Amazon Fire-TV Omni QL65F601D: Messlabor und Testergebnisse
Drei Geräteklassen an selbst entwickelten TVs führte Amazon jüngst ein. Neben den Einstiegsgeräten „Fire-TV 2“ und „Fire-TV 4“ interessiert uns am meisten die hochwertige Serie „Omni“, die nun in 43" (600 €), 50" (700 €), 55" (800 €) und 65" (1000 �...
Drei Geräteklassen an selbst entwickelten TVs führte Amazon jüngst ein. Neben den Einstiegsgeräten „Fire-TV 2“ und „Fire-TV 4“ interessiert uns am meisten die hochwertige Serie „Omni“, die nun in 43" (600 €), 50" (700 €), 55" (800 €) und 65" (1000 €) erhältlich ist. Wir haben uns das größte Modell ins Labor geladen, um zu sehen, ob der ansonsten um jeden Cent feilschende Verkaufskünstler Amazon auch ein gutes Händchen für gehobene Qualität und TV-Technik beweist.
Dass der Anbieter stark interessiert ist an möglichst guten Geräten, die die eigene Infrastruktur perfekt nutzen, liegt auf der Hand. Bei uns ist Amazon Prime führend, was das Streaming von Kinofilmen angeht, Amazon Alexa ist ein erstklassiger Sprachassistent für Smartspeaker, Amazon Music ein günstiger und guter Audiodienst. Nicht ganz so bekannt sind Amazons Cloud-Server, auf denen die Internetpräsenz tausender Firmen basiert.
Nun streckt Amazon auch noch die Finger in Richtung Cloud-Gaming aus – die dazugehörige Rechenleistung haben die eigenen Server ja anscheinend ohne Ende. Der Spieleservice „Luna“ ist nun mit den ersten Inhalten online, den passenden Controller haben wir gleich mitbestellt. Interessant übrigens, dass Google die funktionell vergleichbare Plattform Stadia erst vor Kurzem einstellte. Hoffentlich hat Amazon mehr Glück bei den Games der A-Kategorie.

Kurz gesagt ist Amazon nicht einfach ein besonders günstiger Onlinehändler, sondern auch Lieferant von allerlei hochwertigen Inhalten und Services, auf die die Fire-TV-Geräte perfekt abgestimmt sind. Dabei bleibt glücklicherweise auch genügend Raum für smarte Bandbreiten: Prime steht im Mittelpunkt, doch mit Netflix, Apple, Disney, Sky Wow, Magenta-TV, Joyn und vielen mehr gibt es kaum Einschränkungen, was VoD-Quellen betrifft. Mit Alexa für die Sprachsteuerung ist man auch bestens bedient.
Der Omni-TV besitzt vier Mikrofone mittig am oberen Bildrand. Damit hört er deutlich besser als viele andere mit, wenn im Wohnzimmer Steuerbefehle gesagt werden, jedoch lässt sich die Analyse auch per Hardwareschalter unterbinden. Selbst im Standby-Betrieb des TVs werden interessante Infos gezeigt. Solange ein Näherungssensor Zuschauer detektiert, liefern neue Alexa Widgets Tipps, Termine, VoD-Ranglisten oder das Wetter. Natürlich wird dabei der TV zum interaktiven Bilderrahmen, demnächst sogar von mittels künstlicher Intelligenz generierten und personalisierten Motiven.
Wenn sich der TV dann noch gut 40 Watt an Strom aus der Steckdose zieht, führt das zu einer noch vertretbaren Belastung des Haushaltsbudgets. Immerhin wird ja nachts keine Musik gespielt oder auf Live-TV hingewiesen. Und wenn man die Standby-Taste etwas länger drückt, schaltet sich der TV komplett dunkel.

Als Basis der Interaktivität dient das Betriebssystem Fire-TV 7, das auf Android Pie aufsetzt und durch einen MTK7632 Chipsatz der oberen Mittelklasse (4x ARM A55@1,5GHz, Dualband Wifi-n, Bluetooth 4) angefeuert wird. Dafür stehen 2 GB an RAM und ca. 12 GB freies ROM zur Verfügung. Die Menünavigation gelingt damit meist flott, und es lässt genügend Platz für smarte Erweiterungen. Uns als zugegeben langjährigen Prime-Kunden gefällt das Hauptmenü sowie die Einstellungen besser als die Variante der Konkurrenz, Google-TV. Es wirkt geschickter abgestimmt konzentriert auf TV-Bedürfnisse.
Dass Amazon sich mit smarten Features auskennt und diese stets erweitert, wissen wir nun, doch wie sieht es mit dem TV-Konzept aus? Für den klassischen DVB-Empfang gibt es im Omni einen Dreiwegetuner, Analog-TV konnten wir nicht finden. Ein zweiter Zug für USB-Aufnahmen scheint auch nicht mehr verlangt zu werden, Streaming von Mediatheken und Cloud-Recording per App soll die private Aufnahme wohl ablösen. Als Besonderheiten sind ein analoger Videoeingang sowie ein Anschluss für einen Infrarotsender zur Steuerung externer Zuspieler zu nennen.
Für Ersteren liegt gar ein Adapter bei, für Letzteren nicht. Die vier HDMI-Eingänge (18 Gbit/s, kein FRL) beschränken sich auf 60 Hz, einer von ihnen schaltet automatisch in den Spielemodus und handhabt variable Bildraten, allerdings nur zwischen 48 und 60 fps. Gaming ist damit nur bedingt der Hit auf diesem TV, immerhin lädt die geringe Latenz von 14 ms dazu ein.
Für die Installation des Fire-TV sind Internet, Smartphone und Amazon-Account unabdingbar. Während der Anmeldung unseres Testsamples wurde gar mehrmals ein Softwareupdate eingespielt, das Android-Handy verlangte zuerst nach der Fire-TV-App, später für die Einrichtung des optionalen Gamingcontrollers „Luna“ auch nach dem zugehörigen Programm. Dann lief allerdings alles reibungslos, vom Netzwerk bis hin zur Sendersortierung.
Was die Qualität der Hardware betrifft legt Amazon tatsächlich einen Zahn zu und steigt Klassen auf. Beim Auspacken fallen das höhere Gewicht des Panels, die Metallfüße und die edlen Zierleisten ins Auge. Als Display kommt ein VA-LCD zum Einsatz, das einen besonders großen Kontrastumfang bietet, allerdings mit etwas flauen Farben bei seitlicher Betrachtung. Es wird angetrieben durch waschechte QLEDs, also mittels Quantum-Dot-Partikeln farboptimierte Leuchtdioden. Diese sind direkt hinter dem Display angeordnet in 16 mal fünf Zonen, die lokales Dimmen erlauben.
Helle Objekte werden also lichtstark umgesetzt, während dunkle Partien satteres Schwarz erhalten. Auch wenn es relativ wenige Zonen sind, ist der Unterschied im Kontrast beim Umschalten des lokalen Dimmings auf „niedrig“ enorm, besonders im abgedunkelten Raum. Der schwache Reflexionsfaktor von 3,6 des leicht mattierten Panels verdirbt den Spaß etwas, wenn Raumlicht sich auf dem Display spiegelt.

Die Kombination mit QLEDs stellt ein exzellentes Farbvolumen von 97% DCI bereit, kann aktuelle HDR-Aufnahmen also in voller Pracht umsetzen. Ein sehr großes Lob darf man den Ingenieuren für die Farbqualität aussprechen, denn in den Filmmodi liegen alle unsere Messwerte wunderbar nahe am Soll, und das verspricht eine vorzügliche Natürlichkeit.
350 Candela für HDTV und gut 500 in HDR liefern eine ordentliche Brillanz, dabei werden HDR-Spitzlichter grundsätzlich eher ansehnlich heruntergezogen statt sie zu clippen. Man hat den Eindruck, dass in dunklen Szenen helle Anteile komprimiert werden, damit Dunkles daneben besonders satt erscheint.
Für eine bestmögliche Adaption fortschrittlicher HDR-Inhalte mit klaren dynamischen Metadaten sorgt die Dekodierung von sowohl DolbyVision IQ als auch HDR10+ adaptive. Dazu wird ein Lichtsensor genutzt, der auch ohne Metadaten auf Wunsch die Gammakurve verbiegt („Adaptive Helligkeit“).
Etliche weitere Algorithmen, von der lokalen Kontrastoptimierung, über Smart-HDR, Superauflösung, Anti-Banding, Rausch- und Artefaktfiltern bis hin zur Bewegungskompensation können das Quellmaterial auffrischen, wenn es nötig erscheint. Für alle möglichen Optionen zur perfekt professionellen Abstimmung von Farbe und Helligkeitskurve hat Amazon ebenfalls gesorgt. Allein der automatische Zugriff durch die Kalibrationssoftware Calman fehlt.
Wir haben es hier mit einem 60-Hz-Panel zu tun, das nicht allzu schnelle Reaktionszeiten in Form von messerscharfen Bewegungsabläufen zeigt. Allerdings werden 24p-Filme in originalgetreuer Kadenz (ohne Pull-down-Ruckler) angezeigt oder können sogar durch Zwischenbilder („Action Smoothing“) geglättet werden.
Auf den ersten Blick positiv überrascht die detailreiche Skalierung sogar von interlaced Material. Im direkten Vergleich mit 100/120-Hz-TVs wirken schnelle Schwenks hier jedoch unschärfer, im Gegensatz dazu aber vieles an TV-Material überaus lebhaft und damit etwas unruhig. Im Endeffekt haben wir hier den besten Fire-TV aller Zeiten vor uns.
Klangqualität
Was den Klang betrifft, leistet das Gerät vor allem in den Stimmlagen Ordentliches und zeichnet spritzige Frequenzen ohne Anstrengung eher dezent durch. Die Räumlichkeit wird nicht durch böse DSP-Tricks überzogen, das Bassfundament lässt stets zu wünschen übrig.
Fazit
Wer Kunde von Amazon Prime ist oder sich für den Streamingdienst interessiert ist hier sehr gut aufgehoben, denn ein so cineastisch ansprechendes Bilderlebnis gab es in einem Fire-TV noch nie. Allerdings werden auch andere Einsteiger in die Welt des smarten Entertainments bestens abgeholt.